Leo – herzlich Willkommen
07. Juli 2016 … nun ist es so weit !
Lange ist die Entscheidung in mir gereift. Ich wollte nichts überstürzen und die passende Begegnung erwarten können. Die passende Begegnung das heisst: einem Menschen zu begegnen, aus dessen Händen ich mir einer guten Herkunft unseres neuen Mitbewohners sicher sein kann.
So weit ich zurück denken kann, gab es in unserem Haus immer mehrere Katzen, einen Hund, verschiedene Vierbeiner und jede Menge Federvieh. Nach meinem Gefühl hielt mit jeder neuen Generation auch ein Katzenbaby bei uns Einzug. Inzwischen sind alle erwachsen geworden, gehe ihre eigenen Wege und das Haus wird zunehmends „leer“ … nicht nur an Personen, auch an Freude.
Und genau das stimmt mich traurig. Hund und Katzen sind altersbedingt verstorben – nur Rotzi, unser müder Kater begleitet uns noch.
Ich selbst möchte mir an meinem derzeitigen Wohnort keine Tiere anschaffen, dafür sind wir zu selten vor Ort … die meiste Zeit verbringen wir doch daheim im Elternhaus … warum also nicht einem Tier ein schönes Zuhause hier geben ?
Nun gut… es war immer für alle schwer, wenn ein Tier verstorben ist und vielleicht möchten sich meine Eltern das nicht mehr antun … ab einem gewissen eigenen Lebensalter ist man sicher ungern damit konfrontiert.
Oft höre ich allerdings auch von älteren Menschen, wie wohl es ihnen mit einem Haustier ist.
Meine Eltern sind dagegen … vorsichtige Annäherungsversuche in Form von kurzen, meinungsabtastenden Gesprächseinwürfen bestätigen mir: sie wollen kein Haustier. Thema beendet.
Vorerst für mich auch … ich muss es akzeptieren.
Doch einige Zeit später, in einer meiner Kursstunden, berichtet eine Teilnehmerin, sie habe derzeit volles Haus und ich denke, sie spricht von Familienbesuch. Wie sich später herausstellt, hat ihre Katze Junge bekommen. Natürlich fragt sie, ob ich nicht eines haben möchte uns spontan schnellt ein deutliches „Ja“ aus mir heraus. Oh je… gar nicht nachgedacht, aber wenn ich etwas zusage, dann stehe ich auch dazu. Unbegründete Rückzieher gibt es nicht für mich.
Ich weiss, dass ich mich auf sie verlassen kann und wir ein wundervolles Kätzchen bekommen werden. Irgendetwas gibt mir Sicherheit und Vertrauen, die ganze Angelegenheit so anzunehmen und keine Angst vor der Reaktion meiner Eltern zu haben.
Natürlich bereite ich sie darauf vor, es müssen ja auch einige Utensilien angeschafft werden. Aber mein Gefühl trügt mich nicht, dass sie glauben, ich würde es nicht ernst meinen – noch nie habe ich ihre Wünsche missachtet. Diesmal aber tue ich es – meiner Meinung nach zu ihrem besten. Sie brauchen Ablenkung vom Alltagstrott, davon sich zu sehr in die Altersmacken des Partners zu steigern. Sie brauchen einen lieben Begleiter … einen Seelentröster … einen Freudenbringer.
Am 07. Juli ist es nun soweit. Ich besuche meine Kursteilnehmerin zu hause und darf mir eines der kleinen Kätzchen aussuchen. Die Wahl fällt schwer … sie sind alle so herzig. Ich versuche, auf mein Gefühl zu hören und einen emotionalen Kontakt zu einem der Tiere herzustellen. Tatsächlich ist es so, als wenn der kleine, rot-gescheckte Kater seine Gedanken mit mir austauschen würde. Er beachtet mich nicht wirklich und zeigt auch kein Bedürfnis, seine gewohnte Umgebung meinetwegen verlassen zu wollen, aber irgendwie ist da mehr als bei seinen süssen Geschwistern.
Wir hatten noch nie eine weiss-rot-gescheckte Katze / Kater. Seine rote Fellmusterung ist angeordnet wie Engelsflügel. Er ist etwas ganz besonderes.
Der Entscheid fällt und mein kleiner neuer Freund schlüpft etwas unfreiwillig in die Transportbox.
Die Autofahrt scheint er gar nicht zu mögen. Er mauzt und jammert vor sich hin … ein schwerer Abschied. Um so schöner wird die Ankunft im neuen daheim … später jedenfalls.
Während der kleine Kater sich nur langsam aus seiner Box wagt und erst einmal nach dem besten Versteck Ausschau hält, höre ich mir von meinem Vater eine Standpauke an, wieso ich denn die Katze jetzt anbringe und wer sich darum kümmern soll.
Ich bleibe gelassen. Normalerweise bewegt es mich sehr tief, wenn mein Vater mich zurecht weist. Aber diesmal weiss ich ganz tief drinnen: Alles ist gut so, wie es ist.
Mein Gefühl bewahrheitet sich. Als er in die Küche tritt und das süsse Fellwuschel sieht, ist auch sein Herz schnell erweicht … auch wenn er es nieeeeee zugeben wird.
Ich bin glücklich … und alle anderen auch.
Lustiger Weise durchzieht meine Mutter und ich der gleiche Gedanke, was die Namensfindung betrifft und so nennen wir unser neuen Mitbewohner Leo.
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